Herausforderung

Todeswünsche und Erlösungphantasien

Der Wunsch nach dem Ende

Die Überlastung pflegender Angehöriger kann so weit gehen, dass sie nur noch im Tod des erkrankten Menschen Erlösung für sich selbst und ihre Lebenssituation sehen. Gar nicht so selten berichten pflegende Angehörige, dass sie sich schon gewünscht hätten, die pflegebedürftige Person möge doch sterben. Meistens führen solche Phantasien bei pflegenden Angehörigen anschließend zu heftigen Schuldgefühlen. Dabei sind solche oder ähnliche Gedanken häufige Reaktionen auf schwere Belastungen. Besonders dann, wenn es um Demenz-Erkrankte geht, können derartige Todeswünsche auch eine Art des Abschiednehmens sein. Unaufhaltsam verliert man Tag um Tag ein Stück mehr von der einst engen wechselseitigen Beziehung. Das geplante gemeinsame Leben mit allen Wünschen und Zielen für die Zukunft ist nicht mehr wie erhofft möglich.

Manchmal wünsche ich mir, Mutter wäre einfach tot. Ich fühle mich schlecht, wenn ich das sage oder auch nur denke. Aber meine Frau und ich sind durch die lange Pflege meiner Mutter wirklich am Ende. Seit Jahren hatten wir keinen richtigen Urlaub mehr. Während andere Paare oft gemeinsam etwas unternehmen, müssen wir immer passen. Es bleibt keine Zeit für uns selbst. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.

Peter, 66 Jahre

Hilferuf und Hinweis auf Überforderung

Hauptsächlich sind die Todeswünsche und Erlösungsphantasien jedoch verzweifelte Hilferufe. Denn nicht der tatsächliche Tod des pflegebedürftigen Menschen ist die wirkliche Hoffnung, sondern das Ende der auszehrenden Pflegearbeit. Derartige Todeswünsche sind in der Regel Hinweise auf eine schwere Überforderung. Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollte beizeiten eine Balance zwischen den eigenen Wünschen und den Notwendigkeiten in der Pflege der oder des Erkrankten gefunden werden, die beiden Seiten gerecht wird.

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